Erzählungen
Fuhrleute
Zwei Fuhrleute begegneten einander in einem Hohlwege, und es war nicht leicht, wie der eine dem andern ausweichen sollte. "Fahre mir aus dem Wege!", rief der eine. "Ei, so fahre du mir aus dem Wege!", rief der andere. "Ich will nicht!", sagte der eine. "Und ich brauche nicht!", sagte der andere, und weil keiner nachgab, kam es zu einem heftigen Zank und zu Scheltworten.
"Höre du", sagte endlich der erste, "jetzt frage ich dich zum letzten Mal, willst du mir aus dem Wege fahren oder nicht? Tust du's nicht, so mache ich's mit dir, wie ich's heute schon mit einem andern gemacht habe." Das schien dem zweiten doch eine bedenkliche Drohung. "Nun", sagte er, "so hilf mit wenigstens, deinen Wagen ein wenig beiseite schieben, ich habe ja sonst nicht Platz, um mit dem meinigen auszuweichen." Das ließ sich der erste gefallen, und in wenigen Minuten war die Ursache des Streites beseitigt.
Ehe sie schieden, fasste sich der der aus dem Wege gefahren war, noch einmal ein Herz und sagte zu dem andern: "Höre, du drohtest doch, du wolltest es mit mir machen, wie du es heute schon mit einem gemacht hättest; sage mir doch, wie hast du es mit dem gemacht?" "Ja, denke dir", sagte der andere, "der Grobian wollte mit nicht aus dem Wege fahren, da - fuhr ich ihm aus dem Wege!"